Beobachtungsbataillon 113


Der Falkenkopf, das "Auge der Artillerie", beobachtet über einem mit einer Rakete gekreuzten Geschützrohr von artillerierotem Grund aus das Gefechtsfeld. Das gotische "B" zeigt, dass die vorhandenen Aufklärungsmittel aus der Tradition heraus mit Schall, Licht, Wetter, Vermessung übernommen sind.

Das Wappen wurde am 23.03.1981 durch den Kommandeur der 11. Panzergrenadierdivision, Generalmajor Hans-Henning von Sandrart, genehmigt; der Marsch des Bataillons ist der "Coburger".

Die Geschichte der Aufklärenden Artillerie mit dem BeobBtl 113 (und späterem Beobachtungsartilleriebataillon 113) in Delmenhorst beginnt am 01.10.1980 mit der Verlegung der selbständigen und nach zahlreichen Umgliederungen und Ortswechseln entstandenen Beobachtungsbatterie 11 (BeobBttr 11, direkt dem Artillerieregiment 11, daher die gleiche Nummer, unterstellt) von Oldenburg in die (damalige) Barbara-Kaserne in Adelheide. Die Batterie verfügt über die Aufklärungssysteme Schallmesszug mit Schallmessanlage 064 und rechnerunterstützter Auswertung, jedoch ohne zugehörigen Vermessungszug (und ist damit nur "bedingt" aufklärungsfähig) und Radarzug mit zwei Artillerieradargruppen GREEN ARCHER, deren technische Auslegung besonders zur Aufklärung gegen Mörserfeuer befähigt, in günstigem Gelände auch gegen Haubitzfeuer, dazu zwei Artilleriebeobachtungsradargruppen zur weiträumigen Bodenüberwachung, allerdings meist als "Sicherheitsbeobachter" auf den Schießplätzen eingesetzt und damit im Verständnis der Aufklärer weit entfernt von ihrer Hauptaufgabe und damit "missbraucht". werden. Hinzu kommt die Wettergruppe, die im Sprachgebrauch der Artilleristen stets "die Wetterfrösche" heißt. Deren "Barbarameldungen" sind Schießgrundlagen für die im Divisionsbereich eingesetzten Artillerieverbände und stellen Werte für die Berechnung der Schalllaufzeiten zur Schallmessaufklärung bereit. Die Messwerte verdichten auch die Wetterdaten des Geophysikalischen Dienstes auf höherer Führungsebene. Das Messsystem der "Wetterfrösche" besteht damals aus einem Radargerät Deisswil VII (aus der Schweiz) zur Verfolgung der Wetterballone und zugehörigen Sonden zur Messung von Daten wie Luftdruck, Temperatur, Feuchte etc., die per Funk an die Bodenstation übermittelt und dann in die Wettermeldungen umgesetzt werden. (Der Lichtmesszug, mit optischen Aufklärungsmitteln ausgestattet, ist zunächst noch vorhanden, wird aber später aufgelöst, weil ein effektiver Einsatz wegen der Weiterentwicklung der Artillerie nicht mehr gegeben schien.) Komplettiert wird die Ausstattung der Batterie durch einen Reproduktionstrupp, der Vervielfältigungen aller Art und Größe (mit penetrant nach Salmiakgeist stinkender Technik, wie sich der Autor erinnert) herstellen kann und daher meist direkt beim vorgesetzten Artillerieregiment verbleibt.
Die Beobachtungsbatterie 11 verfügt über Logistikteileinheiten zur Eigenversorgung.


Exkurs: Messverfahren

Zielortung mittels Schallmessen beruht darauf, dass eine Schallquelle (hier: Artilleriefeuer) Schallwellen aussendet, die von auf die entstehenden Frequenzen geeichten und sehr empfindlichen Mikrofonen an mehreren im Gelände genau vermessenen Punkten aufgenommen und, vorzugsweise auf besonders je Mikrofon ausgewählten Frequenzen per Funk (Draht geht auch, aber die Verkabelung dauert lange bis endlich Messbereitschaft hergestellt ist und ist auch störanfällig), an die ähnlich einem Seismographen aufzeichnende Auswertestelle übertragen werden. (Beeindruckend die Silhouette der Breitbandantenne am Aufnahmewagen: ein Rasierpinsel sieht ähnlich aus.) Aus den unterschiedlichen Laufzeiten des Schalls zu den mindestens vier "Schallsekunden" voneinander entfernten Mikrofonen ergeben sich Zeitunterschiede zwischen den Eintreffzeiten an den Mikrofonen; diese Zeitunterschiede werden sehr genau bestimmt, wobei die Herausforderung ist, zusammengehörende Ausschläge in der Aufzeichnung nach Frequenz zu erkennen, zuzuordnen und richtig "anzureißen", unter Vermeidung von "Vorläufern", aber unter Berücksichtigung des Infraschalles bei weit entfernten Zielen. Ist vorne anzureißen? Oder hinten? Oder bei der größten Amplitude? Viel Erfahrung ist das A und O der Auswerter. 
Weil die Orte der Mikrofone bekannt sind, lassen sich aus den Zeitunterschieden Hyperbeln berechnen. Zwei Zeitunterschiede ergeben zwei Hyperbeln, die sich im Entstehungspunkt der Schallquelle schneiden. Das ist aber nicht genau genug, um mit eigener Artillerie dorthin zu schießen. Mindestens fünf Mikrofone müssen daher, "im System" angeordnet, messen und sicher auf das Aufnahmegerät der Auswertestelle übertragen; die Wetterdaten müssen bekannt sein, um die unterschiedlich schnelle Schallgeschwindigkeit zu korrigieren. Dazu müssen Vorwarner vor dem System eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass in die richtige Richtung aufgeklärt wird (Schall breitet sich kugelförmig aus und kann auch "von hinten" kommen, was die Mikrofone nicht unterscheiden), und vor allem das System erst dann einschalten, wenn gesuchte Schallquellen aktiv sind.

Sehr schwer nur war den beteiligten Fernmeldern und Fernmeldeinstandsetzern beizubringen, dass einerseits die zugeteilten Frequenzen als Messfrequenzen besondere Abstände brauchen und die Zackzack-Zuteilung wie beim Sprechfunk hier nicht funktioniert (eine besondere Herausforderung beim täglichen Frequenzwechsel!) und andererseits bei Defekt ein einfacher Austausch des Funkgerätes nicht weiterhilft: es muss schon das selbe Gerät zurückgegeben werden, per "Schlumbergermessplatz" frequenzgenau vermessen und geeicht.

Dass rege Feuertätigkeit sehr erfahrene Auswerter erfordert, ist offensichtlich. Schallmessen ist zwar kein Geheimnis, aber doch umständlich und zeitaufwendig, aber wirkungsvoll, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und vor allem: wer oder was soll sonst Artillerie in der Tiefe des Raumes entdecken und für eine Bekämpfung hinreichend genau orten? Auch hier die Herausforderung: Artillerie schoss (und schießt!) zu wenig, um die Auswerter so richtig in Übung zu halten.

Das heute (anno 2015) genutzte System ist rechnergestützt und kann in einfachen Lagen automatisch zum Ergebnis kommen. "Handarbeit" ist nicht mehr möglich, wäre hier und da aber hilfreich.

In der BeobBttr fehlt der Vermessungszug mit der Folge, dass die erforderliche Lagebestimmung der Mikrofone nicht genau genug erfolgen kann. Bei der Zielbekämpfung müssen also Umwege über das "Einschießen" genutzt werden. GPS mit notwendiger Genauigkeit ist noch nicht verfügbar.

Die Artillerieradargeräte senden "Radarkeulen" (Ein scharf gebündelter Strahl wäre viel effektiver!) aus, die einen ca. 40° breiten (und vorher per Aufklärungsauftrag festzulegenden) Sektor 16-mal pro Sekunde abscannen. Tritt ein Geschoss in diesen Scan ein, wird es als Lichtpunkt angezeigt und vom Bediener markiert, gleichzeitig wird vom Bediener der Haupt-Radarstrahl durch Tastendruck auf eine andere Erhöhung angehoben. Tritt das Geschoss in den neuen Scan ein und ist es markiert, sind zwei Punkte der Flugbahn bekannt, denn das Radar misst Entfernung und Höhe und Richtung zu den Eintrittspunkten und auch die verstrichene Zeit. (Also Bediener: sorgfältig, schnell und koordiniert mit den Händen arbeiten. Und auf rechtzeitiger Ablösung am Bediengerät bestehen, weil die Konzentrationsfähigkeit schleichend nachlässt, ohne dass man es selber merkt!) Aus den Parametern lässt sich die Flugbahn rückrechnen (oder vorwärts, wenn der Aufschlagsort des Geschosses ermittelt werden soll) und damit der Abschussort bestimmen, wenn der Standort des Radars hinreichend genau nach Lage und Höhe bestimmt ist. Die notwendige Vermessungsarbeit ist Aufgabe des Personals der Radargruppe. Das Training für das genaue Arbeiten läuft am im Gerät eingebauten Simulator, ersetzt aber nicht den Stress bei der Aufklärung gegen scharfen Schuß.

Das verwendete Gerät GREEN ARCHER ist speziell gegen Mörserfeuer ausgelegt, kann aber auch Artillerie erfassen, wenn die Bedingungen stimmen UND der Bediener die ballistischen Grundregeln beherrscht UND erkennt, dass das angezeigte Echo kein "Engelchen" sondern ein Geschoss abbildet UND die Flugbahn hoch genug ist, um den Radarstrahl nach Wegfiltern der Nebenkeulen zu erreichen. Klingt kompliziert, versehen mit viel UND? Ist es auch, und deshalb ist der Gruppenführer ein von der Pike auf bis zum Feldwebeldienstgrad ausgebildeter Radarbediener, um all das gelernt zu haben. (Die mit dem gleichen System ausgerüsteten Dänen gehen einen Schritt weiter setzen sogar Offiziere als Gruppenführer ein.)

Müsste das Radar ständig strahlen, wären zwei Umstände fatal: zum einen wäre es sehr schnell aufklär- und damit zerstörbar, zum anderen wären die Bediener sehr schnell ermattet, weil das Beobachten des Bildschirms, der die nur kurz aufleuchtenden Eintrittspunkte anzeigt und mehrere Quadratkilometer Gelände abbildet, sehr anstrengend ist. Und zufallsgesteuert obendrein, dann anders als Fluglotsen haben die Aufklärer keinen Funkkontakt zu ihrem Ziel. Und der Radarquerschnitt eines Geschosses ist kleiner als der einer Rakete oder eines Flugzeugs. Also muss entweder ein Vorwarner dem Bediener das Anschalten signalisieren oder ein unregelmäßig gehaltenes Ein / Aus-Schema festgelegt werden.

Das heute (anno 2015) verwendete System COBRA arbeitet weitgehend automatisch und nutzt eine 40 Jahre jüngere Technik. (siehe unter BeobArtBtl 113, Wikipedia und Zeitschrift "Europäische Sicherheit & Technik", Heft 10/2013, S. 74-76)

Die Artilleriebeobachtungsradargeräte "beleuchten" mit ihren Radarstrahlen im Auftrag genannte Punkte im Gelände wie Kreuzungen, Durchlässe usw., um Bewegungen des Feindes festzustellen, zu verfolgen, zu orten und auch, soweit möglich, festzustellen, ob zu Fuß und / oder mit welcher Fahrzeugkategorie sich der Feind bewegt. Dazu werden charakteristische Frequenzverschiebungen (Dopplereffekt) genutzt. Dies aber wird zu wenig geübt, denn vorzugsweise und auf "höheren Befehl" messen die Gruppen, die sich im Übrigen auch selbst nach Lage und Höhe hinreichend genau vermessen müssen, die Lage von Aufschlägen der Artillerie ein. Konsequenterweise werden die Gruppen zum April 1987 an die Brigadeartillerie abgegeben und schwächen damit die Aufgabenerfüllung der Aufklärer erheblich.

Das heute (anno 2015) verwendete System ist lediglich von der Technik her neuer.

Lichtmessen gegen feuernde Artillerie nimmt Lichtblitz und Rauch beim Abschuss von mehreren Messstellen aus auf und misst die Winkel von Nord aus zum Ziel. Mindestens drei solcher Messwinkel ergeben einen hinreichend genauen Schnittpunkt: das Ziel. Voraussetzung ist die Vermessung der Meßstellen nach Lage und Höhe, die von der Gruppe selbst zu erfüllen ist. Erfahrene Lichtmesser können besonders bei Nacht den Winkel messen und gleichzeitig auf die Stoppuhr drücken, so die Schallaufzeit annähernd bestimmen und das Ziel direkt orten. Die Beobachtungsgeräte ermöglichen zudem die Überwachung des Gefechtsfeldes "im Aufklärungsschleier" auch aus der Bewegung heraus. Das war mal. Die Lichtmesser sind ab 1992 aufgelöst.

Das Wetterradar sendet ständig, solange der zu verfolgende Wetterballon im abzudeckenden Bereich bleibt; die Sonden senden ständig ihre Daten, und der Funkspruch der "Barbarameldung" dauert bis zu 20 Minuten am Stück, alles sehr unerfreulich aus Sicht dessen, der nicht aufgeklärt werden will, weil er in der Division nur einmal vorhanden ist! Also Galgenhumor nutzen: auf "Wetterfrösche" schießt man nicht, sondern nimmt deren (feindliche) Meldung für eigene Zwecke.

Heute (anno 2015) sind die ATMAS - Geräte passiv einsetzbar, die Meldungen gehen in Sekundenbruchteilen per Datenfunk raus. (Okt 1991 in 3./113 eingeführt)

Die inzwischen erheblich gesteigerte Reichweite der Artillerie, die weltweit möglichen Einsätze und vor allem die internationale Einbindung machen eine stetige Modernisierung erforderlich. Ab 2006 wird das (weltweit einsetzbare) „Wettermodell Artillerie“ erprobt, verbessert, eingeführt.
Details sind abrufbar unter www.freundeskreis-artillerietruppe.de und dem Link ZUGLEICH im Heft 1/2016 der Zeitschrift ZU GLEICH ab Seite 82.

Der Auftrag der BeobBttr 11 (wie der der anderen fünf BeobBttr des Heeres auch, und später für die Bataillone) lautet:

- liefert durch seine Aufklärungsergebnisse einen wesentlichen Beitrag zum Lagebild des Artillerieregimentes und der Division

- ortet feuernde Rohrartillerie und Mörser (Rakete geht manchmal auch, ist aber für eine Bekämpfung zu spät, weil Rakete nach dem Feuern gleich aus der Stellung verschwindet)

- überwacht das Gefechtsfeld und schafft so die Grundlagen für die Führung des Feuerkampfes

- versorgt die Artillerie und weitere Bedarfsträger mit Wettermeldungen

- bekämpft Ziele mit auf Zusammenarbeit angewiesenen Artillerieverbänden.

(Btl-Geschichte u. Aufgaben)

Ende des Exkurses

Die Leistungsfähigkeit der Batterie war durch den fehlenden Vermessungszug nicht optimal, und zudem fehlte die Komponente "Aufklärung aus der Luft" mittels Drohnen. (Heute UAV genannt: Unmanned Aerial Vehicles, um die Komplexität der heutigen Systeme anzudeuten.) Diese zusätzlich in die Batterie einzugliedern erschien Überforderung zu garantieren. (Kleiner Exkurs: Dass anno 2014 Aufklärungsbatterien mit dem vollständigen Systemmix entstehen, erscheint dem Verfasser dieses Berichts als "Uraltem Sack" der Aufklärenden Artillerie abenteuerlich. Passend dazu: eine der Batterien, zum Bataillon in Munster gehörend, also direkt am Schießplatz, soll in Lüneburg stationiert werden, sicher aus ganz wichtigen Gründen. Der wichtigste Grund aber wird übersehen: die Bediener der (bodengebundenen) Ortungsmittel brauchen Training, Training und nochmals Training gegen scharfen Schuss- auf dem Platz Munster wäre das bei allen Einschränkungen ohne großen Aufwand gegeben . Und Lüneburg ist daher sicher nicht die beste Lösung.)

Ab 1980 werden also alle BeobBttr zu Bataillonen "aufgerüstet", um die Lücken zu schließen und Führungs- und Versorgungssicherheit herzustellen. So auch in Delmenhorst, wobei der Auftrag zunächst prinzipiell unverändert bleibt.

Neben der BeobBttr 11 werden die 5. Batterie des RakArtBtl 112 und die ArtAusbBttr 12/I zur Aufstellung herangezogen, um neben der Stabs- und Versorgungsbatterie (1./113) die 2. Batterie, ausgerüstet mit dem Schallmesssystem und dem zugehörigen Vermessungszug (Theodolithvermessung zur Lagebestimmung genauer als 1 Meter, GPS war nicht da), und die 3. Batterie, ausgerüstet mit dem Radarzug, dem Lichtmesszug und nun zwei Wettergruppen aufzubauen. Die 4. Batterie als Drohnenbatterie steht zunächst nur auf dem Papier, denn die "alte Drohne" CL 89 soll nicht mehr zugeführt werden, und die "neue Drohne" CL 289 (ein System mit der gleichen Leistungsfähigkeit wie alle CL 89 Systeme zusammen) ist noch nicht verfügbar.
(Vermessung und Überwachung)

Da sich für die Aufklärungszüge außer der Gewöhnung an neue Organisationsstrukturen nichts ändert, nehmen Schall, Radar und Wetter schon im November 1980 am TrÜbPlatzaufenthaltes des Regiments teil, das neue Bataillon erstmals geschlossen im März 1981. Wie wichtig das neue Bataillon ist, wird daran deutlich, dass der Divisionskommandeur sich bereits im Januar 1981 bei einem Besuch in Delmenhorst in die Lage des Bataillons einweisen lässt, der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Dr. Barschel, im Februar das Bataillon besucht, und im Oktober 1981 der stv Stabschef des italienischen Heeres, Generalleutnant Mario Fortunato, eine Lehrvorführung zu Gliederung, Auftrag und Leistungsvermögen des Bataillons erhält. (Wie überhaupt in der Folgezeit zahlreiche ausländische Stabsoffiziere das Bataillon besuchen, denn nicht in allen Armeen gibt es BeobBtl.)

Im Februar 1982 erfolgt die erste Gefechtsbesichtigung der 3. Batterie, klärt das Bataillon gegen scharfen Schuss bei einem Regimentsgefechtschießen auf und unterzieht sich erfolgreich der Überprüfung der Aufklärungsleistungen im Rahmen einer Übung mit dem bezeichnenden Namen HOLZAUGE. Schon im Juni 1982 nehmen Lichtmess- und Vermessungszug am jährlichen Vermessungswettbewerb NORDPFEIL des I. Korps teil, allerdings noch mangels personeller und materieller Voraussetzungen außer Konkurrenz, aber schlagen sich achtbar. Es folgt eine Inspizierung des Bataillons durch den Inspizienten der Artillerie.

All das ist Grund genug, ausgewählte Öffentlichkeit für den 28.08.1982 zum Gartenfest des Offizierkorps des Bataillons in das Offizierheim in der Kaserne einzuladen, um Ausgleich zu schaffen. 25 DM pro Person Kostenbeitrag und mindestens Ausgehuniform, besser noch Gesellschaftsanzug, bei den Offizieren sorgen für den notwendigen Rahmen.

Im September 1982 darf das Bataillon eine leibhaftige Drohnenbatterie in der Korpsgefechtsübung STARKE WEHR führen,(Drohnenbild, Übungen und Spezialisten) tauscht seinen Kommandeur (Kdr) Oberstleutnant Reuker gegen Oberstleutnant Zehrer aus und hat im November seine erste Mobilmachungsübung, wieder auf dem Truppenübungsplatz Munster, verbunden mit den Besichtigungen von 1. und 2. Batterie.

Den Besuch des Verteidigungsministers Dr. Wörner im Standort am 17.04.1984 nutzen insbesondere die Vertrauensleute zum intensiven Gespräch mit ihm.

Ausbildung und Übungsplatzaufenthalte mit den obligatorischen Leistungsüberprüfungen durch vorgesetzte Dienststellen und auch die Teilnahme an großen Übungen in freiem Gelände, gerne auch mit Gewässerübergängen mit Hilfe der Pioniere, werden Routine, aus der der 2. Platz des Vermessungszuges bei NORDPFEIL 1983 und der Divisions-Beobachterwettbewerb 1983 mit hervorragendem Lichtmesszug besonders erwähnenswert sind. Auch 1984 werden diese beiden Aufgaben gelöst. Überprüfungen der Zielortungsleistungen bis ins Detail, und im Juli 1984 drei Tage dauernd, schrecken das Bataillon nicht: es nimmt gerne den Tag Sonderurlaub für die gezeigten Leistungen in Anspruch. Und erhält zum Oktober wieder einen neuen Kdr, Oberstleutnant Tonsern.

Auch "Fehlfarbenes" wird geübt: Im Juni 1985 sammelt die 2./- am "Tag der Umwelt" 5 Tonnen "zivilen" Müll auf der Großen Höhe ein, dem Standortübungsplatz und zugleich Naherholungsgebiet für die Stadt. (1988 sind es nur 4 Tonnen!) Im Juli 1985 schlägt sich das Bataillon im Fußmarsch vom Großen Moor bei Vechta, per Hubschrauber hingebracht, über 60 km, verbunden mit den notwendigen Einlagen wie Durchwaten von Gewässern, Abseilen etc., (also alles, was dem die Übung Anlegenden Spaß und der Truppe Verdruss macht) nach Adelheide durch. Hier hinein gehören auch die jährlichen "Gästeschießen" mit Handwaffen in Groß Ippener und vor allem die legendären "Barbarafeiern", immer im Wechsel mit Oldenburg und in Abwechslung mit 112 in Delmenhorst SEHR feucht und fröhlich durchgeführt. Die jeweils neuen "Ehrenkanoniere" aus Stadt und Umland aus dem Bereich des Zivilen singen Jahre danach noch Loblieder, sicher auch des obligatorischen Stabsballets wegen, das in Stiefeln und langen Unterhosen einen Hauch von Moulin Rouge zaubert.

Das Bataillon nimmt mit allen Gefechtsständen im September an der Korpsrahmenübung TRUTZIGE SACHSEN als Schiedsrichter für das Schwesterbataillon 33 aus Stade teil, beginnt im Oktober mit erster Allgemeiner Grundausbildung und führt im Rahmen eines weiteren TrÜbPLAufenthaltes eine weitere Mobilmachungsübung durch - erstmals im neu als Kaserne erbauten Lager Trauen in Munster-Süd. Die Lagerfeuer-Romantik ist weg, aber die Effizienz ist stärker!

Am 08. / 09. November 1985 findet anlässlich des bevorstehenden Jubiläums des Standorts ein Standortball statt, legen die Rekruten in einem feierlichen Appell ihr Gelöbnis ab und werden von der Stadt mit einem Empfang geehrt. Ein Platzkonzert auf dem Rathausplatz und ein Empfang aller Kommandeure des Standortes im Offizierheim Adelheide für die (eingeladene) Öffentlichkeit runden ab.

Am 23. Mai 1986 ist das Bataillon "Leitverband" für die Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum Delmenhorsts als Bundeswehrgarnison mit Appell aller in der Stadt liegenden Truppenteile von Heer, Luftwaffe und Sanitätsdienst und Großem Zapfenstreich (zum zweiten Mal nach 1965 in Delmenhorst aufgeführt) auf der Burginsel, der vom Kdr 113, Oberstleutnant Tonsern, kommandiert wird, noch ganz unter dem Eindruck der nicht lange zuvor erlebten Gewalttätigkeiten beim Feierlichen Gelöbnis im Weserstadion Bremen. Aber wer nimmt Appell und Zapfenstreich ab? Der General des Heeres? Nein, sagt die Luftwaffe. Der General der Luftwaffe? Nein nein sagt das Heer. Der Befehlshaber im Wehrbereich? Gerne, wenn es nicht ein Luftwaffengeneral wäre. Der Oberbürgermeister? Ist im Protokoll nicht vorgesehen. Die Rettung bringt "PKW" - Peter Kurt Würzbach, Staatsekretär im Verteidigungsministerium, der noch einen versprochenen Besuch in Delmenhorst schuldet und nun anreisen muss, kurzfristig per Funk im Flugzeug erreicht, gebrieft, verstehend, zustimmend. Dass er mit seinem "Jungs, bei Euch gefällts mir, ich bleibe über Nacht hier für ein paar Biere mehr " ein geregeltes Chaos auslöst, betrifft nur die Organisatoren von 113. Und die seines Gefolges. Aber alles andere geht unter großer Anteilnahme der Bevölkerung glatt, und am Folgetag ist in den Kasernen Adelheide "Tag der Offenen Tür". Hier sind Anekdoten zu erzählen - auf dem dafür vorgesehenen besonderen Blatt.

Im Juli 1986 besucht der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant von Sandrart, "sein" BeobBtl 113 in Begleitung des Österreichischen Armeekommandanten, General Philipp, und des Korpsartilleriekommandeurs, Oberst Stechmann. Das Bataillon bereitet am Standort eine statische Waffenschau der Artillerie vor erhält so genügend Schwung für die Teilnahme an der internationalen Gefechtsübung BOLD GUARD in Schleswig-Holstein im September und kann mit seinem "Aufklärungsschleier" die entscheidenden Daten für die Planungen des Regimentes gewinnen. Das noch nicht vorhandene Drohnensystem wird simuliert, indem eine am Hubschrauber befestigte Kamera nach Drohneneinsatzregeln Fotostrecken ablichtet: leider sehr wackelige Bilder, weil die Eigenschwingung des Hubschraubers nicht ausgeglichen werden kann. Egal - wertvolle Lehren können gezogen werden, auch zum Einsatz von britischen Kommandotrupps auf "Feind"Seite zuungunsten einiger Offiziere des Bataillons.

Einschub: Im Zusammenhang mit der Drohnerei meldet sich im Sommer 1987 ein Entwicklungsingenieur eines Bremer Großkonzern beim Bataillon und bittet um Unterstützung: man wolle ein unterwegs steuerbares fliegendes Aufklärungssystem als Ergänzung zur bestehenden Planung / Ausrüstung entwickeln und benötige erst mal eine genauere Idee von dem, was das Bataillon eigentlich so leistet und leisten könnte und sich als Verbesserungen vorstellt. Der Mann kann kommen, übt als (vorläufiger) Hauptmann vier Wochen und geht mit den Spezialisten (siehe unten) in die Details. Und tatsächlich kommt 2004 das Fluggerät, zunächst gemeinsam mit den Franzosen entwickelt, als KZO heraus, wird erfolgreich auf dem Balkan und in Afghanistan eingesetzt und ersetzt wenigstens teilweise die (dann ausgemusterte) Drohne CL 289. Ende des Einschubs.

Im Dezember 1986 führt das Bataillon erstmals eine Weiterbildung für das Kaderpersonal der 4./-, die Droneure, durch und besucht dazu die Drohnenbatterie der 1. Division in Bergen während einer Flugperiode. Fliegt sie nun, die Drohne, oder fliegt sie nicht? Und liefert sie auswertbare Filmstrecken? Schon, aber da zunächst nur auf dem Übungsplatz Bergen geflogen werden darf, immer an den Platzgrenzen entlang, ist die Ausbeute an Verwertbarem gering. Und welchen Einfluss hat GPS? Fehlen Satellitensignale, wird nicht geflogen. Egal, die 4./- wartet sehnlichst auf ihr eigenes Gerät! Währenddessen übernimmt das Bataillon die Aufgabe "Kasernenkommandant plus Kasernenoffizier" und stellt für Letzteres den agilen S2 Offizier frei.

Weil sich einerseits herausstellt, dass die Konstruktion des Feldartilleriebataillons 111 des Regimentes suboptimal ist, und andererseits erste zarte Überlegungen zu einer erneuten Umstrukturierung der Artillerie angestellt werden, wird vorauseilend überlegt, die Schweren Batterien durch 113 führen und einsetzen zu lassen: das Kaderpersonal der 4./-, der Drohnenbatterie, ist ja schon da und kann den Bataillonsgefechtsstand zu diesem Zweck verstärken und auch den Drohneneinsatz darstellen. In der Divisionsrahmenübung Weiße Birke im August 1987 wird erstmals so geübt und mit Holpereien nachgewiesen, dass es so gehen kann, wenn es denn sein muss. So werden im internen Sprachgebrauch aus "Spezialisten " "Spezialspezialisten" (böser formuliert: die Intelligenz wirds richten!), die im November beide Bataillone in einer Volltruppenübung zur Vertiefung des Konzeptes sehen. Vorher aber, im September, geht das Bataillon wieder auf den Übungsplatz und übt sozusagen fortlaufend: die 1./- mit ihren Gefechtsständen und Versorgungseinrichtungen macht "Ferien auf dem Bauernhof", wobei die Rückwärtigen Dienste erfolgreich am Ball der Landjugend in Wietzendorf teilnehmen, die 2./-, aufgefüllt mit Reservisten, zieht von "System zu "System", bleibt also in permanentem Einsatz, und wird dabei "gefechtsbesichtigt", die 3./- als "Einsatzhaufen" muss in Zelte auf den Biwakplatz. Alles unter dem Motto der berühmten drei Affen: Ich kann! Ich darf! Ich will!, aufgeklebt als kleines Poster auf allen Gefechtsfahrzeugen. Ja, das Bataillon ist schon ein besonderes! Und selbstbewusst dazu: Artillerie darf dann schießen, wenn das Zielgebiet lückenlos überwacht ist und jeder Schuss beobachtet werden kann. Nun ist aber mal Nebel bis unten gegen. Warten? Nichts tun? Ausbildungszeit verschenken? Im Gegenteil! Die Radars leuchten mit ihrem Sektor das Zielgebiet aus, der Schallmesszug wird gegen das Zielgebiet eingesetzt, hat alle Meßstellen sicher dran und Funkverbindung in die Feuerstellung. Wo steht, dass alleine Augenbeobachtung für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zugelassen ist? Sind die Aufklärungsmittel nun welche oder teure Spielerei? Der Bataillonskommandeur des Feldartilleriebataillons 111 sieht alles ein und lässt ein Geschoss mit Kaliber 203 mm auf Detonationshöhe 300 m über Grund, Mitte Zielgebiet detonierend, feuern. In den gewaltigen Detonationsknall hinein schreien welche ihr Entsetzen hinaus: Wer ist der Idiot, der ohne Sicht schießt? Die sonore Stimme des Auswertefeldwebels Schall sagt über Funk "eingemessen, im Ziel", und Radargruppe 1 schiebt nach: "Planzeiger Sprungpunkt ...., Sprenghöhe 280." So geht das, aber es brauchte lange, um Skeptiker zu überzeugen. (Und dann das: im Februar 2013 sind die COBRA und die Schallmeßanlage immer noch nicht (wieder) für die Schießsicherheit einsetzbar!! Der Antrag auf Anerkennung läuft immerhin.)

Die beginnende Luftbildauswerteausbildung der "Droneure", die bei der Luftwaffe erfolgt, führt das Luftwaffenaufklärungsgeschwader 52 aus Leck mit seinen Auswertern zum Besuch beim Bataillon und beim Kaderpersonal der 4./- ebenfalls auf den Übungsplatz - zu beiderseitigem Nutzen, wie berichtet wurde, denn die Ausrüstung ist nahezu identisch.

Auch sowas gibt es: "Inspizierung Betriebsschutz" durch einen Inspizienten für dieses Fachgebiet, im August 1987 vom Bataillon ordentlich überstanden, gefolgt von der Beschiedsrichterung des Schwesterbataillons 13 aus Wolfenbüttel in der NATO-Übung CERTAIN STRIKE für 10 Tage im September, unter britischer Oberhoheit: die Briten nutzen bereits Handys über Satellit, während die Bundeswehr sich mit der geländefüllenden Telefonverkabelung schwertut und leicht immer zu spät kommt. Frustrierend für eifrige Schiedsrichter! Die Briten sind nett und lassen in eiligen Fällen ihre Hilfstruppen von 113 auch mal über die Grenzen hinweg telefonieren.

Das Thema "Führen und Einsetzen Schwerer Artillerie" muss auch trocken geübt werden, z.B. im Schießsimulator in Oldenburg. Generalmajor Senff als neuer Divisionskommandeur zeigt sich im Februar 1988 sehr angetan von Engagement und Leistung während einer Offizierweiterbildung des Bataillons in diesem Schießsimulator, der es erlaubt, wenn auch noch ziemlich primitiv, alle Schießverfahren der Artillerie zu üben. Ob die Aufklärungsleistung samt ihrer Koordinierung wohl darunter leidet, wenn andere Schwerpunkte gesetzt werden?

Im April 1988 wechselt der Kdr, Oberstleutnant Tonsern, in die Stammdienststelle des Heeres und wird für die Personalführung aller Unteroffiziere der Artillerie zuständig. Das freut nicht nur das Bataillon und seine Nachbarn, sondern die Artilleristen insgesamt. (Er stirbt viel zu früh als Pensionär am 22.11.2014.)  Sein Nachfolger wird Oberstleutnant Lahl, späterer Generalleutnant und dann Präsident der Bundessicherheitsakademie, der höchsten deutschen Ausbildungsstätte in Sachen Sicherheitsvorsorge. Der neue Kdr lernt sein Bataillon 14 Tage später so richtig kennen, denn es ist wieder Truppenübungsplatzaufenthalt, wieder Gewässerübergang, und diesmal sowohl mit Pannen (Sucht Euch das nächste Mal einen anderen Idioten als Ablaufoffizier, kommentiert der betroffene Chef 1./-) als auch mit Regen aus Kübeln auf die marschierende Truppe. Im September ist wieder Mobilmachungsübung, wieder Gewässerübergang, wieder Gefechtsbesichtigung einer Batterie. Ausbildungsroutine eben, zu der am Ende auch gehört, dass der langjährige S3, zugleich Verantwortlicher für alles was mit ABC-Abwehr zu tun hat, bei seinem Abschied 1991 aus dem Bataillon eine vergoldete Schutzmaske mit auf den Weg bekommt.

Erstmals wird ein Feierliches Gelöbnis der Rekruten nicht am Standort durchgeführt: die Patengemeinde Lathen/ Emsland des RakArtBtl 112 lädt ein, und 112 und 113 reisen im September gerne nach Lathen.

(Auch in das Thema Drohnenbatterie kommt Bewegung: der Unterkunftsblock und die Ausbildungs- und Werkhallen können im November 1988 übernommen werden. Im August 1989 kommt das erste Fahrzeug in die Batterie. Ein Fahrrad. Das hochkomplexe Systemgerät folgt erst ab Frühjahr 1991). Ebenfalls im November 1988 ist wieder ein Truppenübungsplatzaufenthalt in Munster an der Reihe, mit unterstellter 2./73 (klar: das ist die Schallmessbatterie!) aus Dülmen. Ein Kälteeinbruch heftiger Art bringt bei der obligatorischen Bataillonsübung die Logistiker ins Schwitzen, denn Verpflegung und Treibstoff werden nur unzureichend in die weit verteilten Stellungen und Messstellen geliefert. (Das Bataillon ist üblicherweise auf Divisionsbreite und ca. 20 km auch in die Tiefe verteilt, teils mit kleinen Trupps von 2-3 Mann). Leider geht am 22.11.1988 ein Fehlschuss der Artillerie in die Stadt Munster hinein und beendet abrupt alle Schieß- und damit Aufklärungsvorhaben. Zum Glück gibt es keinen Personenschaden.

Um die Aufklärungszüge sowohl in der Zusammenarbeit mit den Schiessenden Kameraden als auch in der Ortung gegen ebendiese voranzubringen, geht die 3./- (Ja, das ist die Radarbatterie mit ihren Radargeräten, den Wettergruppen und den Lichtmessgruppen) im Februar 1989 zusammen mit dem Panzerartilleriebataillon 335 aus Dedelsdorf auf den (amerikanischen) Schieß- und Übungsplatz Grafenwöhr. Offenbar bekommt das der Batterie nicht, denn im April, wieder beim eigenen Bataillon, geht in der Gefechtsbesichtigung auf dem TrübPl Munster vom Start weg fast alles schief was schiefgehen kann. "Die Bttr kann mehr als sie diesmal zeigen konnte" ist der aufmunternde Kommentar des Kdr.

Höhepunkt dieses Aufenthaltes in Munster: das Bataillon führt die 203mm-Batterie 5./111 erstmals im Scharfen Schuss, der am 21.04.1989 um 09:07 h wie vorgesehen im Zielgebiet gewaltigen Lärm macht. Damit wird sozusagen das spätere Beobachtungsartilleriebataillon 113 vorweggenommen. Aber nicht deswegen lautet das Thema einer Offizierweiterbildung "Bundeswehr und Umweltschutz"!

Im Juni tritt die verwirrende neue Dienstzeitregelung in Kraft, wird die neue 6-monatige Grundausbildung für das Bataillon eine Prüfung, denn statt der avisierten 120 Rekruten stehen 176 auf der Matte. Und die Drohnenbatterie wird am 12.06. "erneut aufgestellt", im Rahmen eines Bataillonsappells. Sie revanchiert sich mit einer beeindruckenden Weiterbildung für die Offiziere des Bataillons zum Einsatzkonzept des neuen Drohnensystems CL 289. Zur Erinnerung: die Batterie wird damit so leistungsfähig wie alle mit der "alten" Ausstattung versehenen Batterien zusammen! Und dennoch ist sie für z.B. Aufgaben wie später in Afghanistan nicht leistungsfähig genug. Im Juli 1989, kaum existiert das Bataillon neun Jahre, kann der Stab ein neues Stabsgebäude beziehen statt weiter in einem Zuggebäude ganz eng aufeinander zu hocken. Treppenaufgänge aus feinstem Sandstein! Die sehen nach kurzer Zeit aus! Denn die Stiefel der Soldaten, die Feldanzug tragen, und die Sandsteine passen irgendwie nicht zusammen. Dafür ist die "Kunst am Bau" mit stilisierten Aufklärungsgeräten auch anno 2015 noch sehenswert.

Im September üben 111 und 113 wieder gemeinsam, diesmal das Versorgungskonzept für die Schweren Batterien, denn kurz darauf ist wieder Übungsplatzaufenthalt, diesmal mit unterstellter 4./111, und wieder mit Scharfem Schuss der 203 mm Haubitzen in einem richtigen Bataillonsschulgefechtsschießen. (Die Chefs der Schweren Batterien sind gerne bei 113, allein schon deswegen, weil die Gefechtsstandausstattung im Vergleich zu 111 fast luxuriös ist: bei Befehlsausgaben kann man sitzen, und es gibt Kaffee mit Abstellmöglichkeit für die Tasse!) Vorher aber, in der Heeresübung OFFENES VISIER, ist zu üben, wie zwei Bataillonsgefechtsstände (H1/H2-Konzept, aber ohne eigenes Personal dafür, sondern mit vom Schwesterbataillon ausgeliehenem) überschlagend und nahtlos führen: das Bataillon wird Speerspitze des Angriffs der Division! Zum Glück schießt niemand scharf!

03. Oktober 1989, 23:00h: "1.000 DDR-Bürger warten in Prag auf die Ausreise. Bundeswehr unterstützt durch Gestellung von Unterkünften. Truppe im Lager TRAUEN des Übungsplatzes MUNSTER räumt das Lager und stellt bereit innerhalb 6 Stunden nach Eingang eines entsprechenden Befehls."  Dieser bleibt zwar aus, aber die Schaffung von Ersatzunterkunft für das Regiment auf den nicht vorbereiteten Biwakplätzen ist dennoch eine echte Herausforderung.

Schade eigentlich. Die allseits beliebte gemeinsame Bataillonsgefechtsübung GROSSER OLIFANT muss im November ausfallen, weil einerseits 111 einer der unangekündigten Inspizierungen nach § 78 der Bundeshaushaltsordnung anheimfällt und andererseits der neuen Dienstzeitregelung Tribut zu zollen ist: es sind schlicht nicht genügend Soldaten im Dienst!

Kurz vor Weihnachten verlässt OTL Lahl das Bataillon. Nachfolger wird OTL Philipp, der die Freude hat, im Februar 1990 eine zunächst als ganz kleine Exkursion einer Teileinheit geplante Teilnahme bei einem verbündeten Artilleriebataillon in Grafenwöhr aufwachsen zu sehen zu einer Aufgabe mit dem ganzen Bataillon, mit drei unterstellten Haubitz-, Kanonen-, Panzerhaubitzbatterien, einschließlich durchzuführendem (es soll sich ja lohnen!) Divisionsbeobachterwettbewerb, Divisionsluftbeobachterwettbewerb, Divisionsvermessungswettbewerb.  Immerhin, Teile des Regimentsstabes kommen mit, um die Verbindung zur Kommandantur zu halten und bei der Koordinierung zu helfen. Das Bataillon verlegt per Bahn und auf der Straße, wird auf dem Übungsplatz im Lager "Normandie" vom Inspizienten des Sanitätsdienstes heimgesucht, der stocksauer ist, dass Kommandeur und sein Stellvertreter draußen bei der Truppe statt drinnen beim wehrpflichtigen Stabsarzt sind, um dort die Hygienebestimmungen im provisorischen Krankenrevier, das übrigens "leer" ist, durchzusetzen. Die Herren des Rückwärtigen Versorgungsdienstes drehen einen Videofilm zu den vielfältigen Aktivitäten des gewaltig verstärkten Bataillons, aber die Artillerierohre sind lediglich beim Bahntransport abgelichtet: die Aufklärungsmittel kommen nur als Objekte von Fristenarbeiten vor, die Hubschrauber der Luftbeobachter erst gar nicht. Egal, das Bataillon lernt mächtig dazu, führt Bataillonsgefechtsschießen durch, organisiert die Wettbewerbe, klärt auf (wobei die Artilleriebeobachtungsradargruppen, die mit der PzHaubitzbatterie mitgekommen waren, vom S3 zur Gefechtsfeldüberwachung gegen die Panzerringstraße gezwungen wurden statt gemütlich Aufschläge einzumessen, doch ordentlich enttäuschten. Steht nicht schon oben was von mangelnder Übung??) Alle kehren hundemüde, aber unfallfrei in die Standorte zurück, doch die 3./- ist sehr unzufrieden, weil die Bahn Uraltwaggons für die zwei Tage Transport schickt und die Heizung nicht geht. Es ist immerhin noch Februar!

Im April 1990 kann wieder mit 111 gemeinsam geübt werden, und der Anteil 113 nutzt die Gelegenheit für eine Alarmierungsübung in der Übung.

Ausbilder sind in die neuen Länder, nach Prora, zu schicken, und der Personaloffizier, der nach Potsdam geht, bleibt gleich da, denn er kann dort Hauptmann werden.

Der jährliche Unteroffizierwettkampf des Regimentes sieht diesmal die 2./113 als Gesamtsieger, die 3./- wird Gesamtvierter. Na gut, die 1./- mit ihren alten Herren wird Gesamtletzter, dafür wiederholt die 2./- ihren Gesamtsieg im Jahr darauf.

Zwei Tage nach dem historischen 03.10.1990 begeht das Bataillon feierlich seinen zehnten Geburtstag u.a. mit einem Bataillonsappell, aber im Gemütlichen Teil bei schlechtem Wetter. Der Rückblick auf zehn Jahre erfreut die Ehemaligen trotzdem. Der bevorstehende Golfkrieg hat ab November bis in den Januar 1991 hinein erhebliche Auswirkungen auf den täglichen Dienstbetrieb, denn die Häfen Nordenham und Emden sind auch von Soldaten des Bataillons zu sichern, und das über die Kasernen Adelheide gelenkte zahlreiche alliierte Material benötigt ebenfalls zusätzliche Bewachung.

Beim Übungsplatzaufenthalt Munster im November 1990 ist einer der Höhepunkte, dass die 2./- bei ihrem immer gerne verordneten Kfz Marsch bei Nacht und ohne Licht, kreuz und quer über den Platz und durchs Zielgebiet, doppelt so lange braucht wie veranschlagt. Der fällige "Anschiss" aber erstickt im Keim: das voraus marschierende Bataillon hat etliche Unfälle zu beklagen.

Für den Übungsplatzaufenthalt im März 1991 verstärkt sich das Bataillon durch Wehrübende, die sich in der üblichen Bataillonsgefechtsübung wacker schlagen. In der ab Juli in 2./- durchzuführenden Grundausbildung treten erstmals Rekruten aus den neuen Ländern an; zeitgleich gehen fünf Unteroffiziere zur Unterstützung in den Osten.

Dann soll sie kommen, die Heeresstruktur 5, mit der Umgliederung des Bataillons in ein Beobachtungsartilleriebataillon mit Beobachtungsbatterie, drei Schießenden Batterien und ohne Drohnenbatterie. Die soll selbständig werden und zum Wehrbereichskommando II gehören. Elf Jahre zurück hatten wir das ganze schon mal genauso: eine Beobachtungsbatterie, ein Rohrbataillon, und keine Drohne. Nun gut, einige Personalstellen für das Bataillon sind natürlich hinzugekommen. Aber die Auflösung der anderen bedeutet, dass ausgerechnet das jüngste der Bataillone im Regiment erhalten bleibt! (Aber so hatte der langjährige S3 113 mit dem ebenso langjährigen Kdr 112 gewettet und dem ebenfalls langjährigen Kdr 111 Asyl angeboten. Freude kommt beim S3, dem Verfasser dieses Berichts, darüber auch heute nicht auf.)

Bei der Korpsrahmenübung FRISCHER WIND im Oktober 1991 ist das Bataillon in Schiedsrichterfunktion beteiligt und simuliert den Einsatz der Drohne CL 289, deren erste Flugperiode für die 4./- bei der Erprobungsstelle in Meppen im November läuft, noch als Erprobung deklariert. Die 4./- zeigt, dass sie mit dem neuen System umgehen kann (leider stürzt eine Drohne der 4./- am 11.02.1992 auf dem Übungsplatz Bergen doch ab resp. "landet sehr hart").

Im Februar 1992 ist der Inspizient der Artillerie beim Bataillon und lässt sich in die besonderen Herausforderungen der Umgliederung einweisen (die Übernahme der Traditionspflege für die 290. Infanteriedivision und das Infanterieregiment 65 der 22. Infanteriedivision vom vor der Auflösung stehenden Panzergrenadierbataillon 312 gehört nicht dazu), besucht die 3./- im Standort bei der Grundausbildung, die 2./- in Munster und die 4./- in Bergen. Ist das ein Aprilscherz?  Stab und 1./113 werden ab 01.04.1992 Teil einer durch I. Korps aufgestellten Task Force mit nicht eindeutigem Auftrag und sollen das bis zum 31.01.1993 auch bleiben. Sind das die Vorläufer für die EU-Battlegroups der Neuzeit oder NATO-Eingreifkontingent? Der Auftrag endet einfach so zum 05.10.1992.

Der Munster-Aufenthalt im April sieht das Bataillon bei der Gefechtsbesichtigung der 2./-, aber auch als Durchführenden eines Belehrungsschießens der Artillerie für die Lehrgangsteilnehmer der Offiziersschule des Heeres.

Am 26.06.1992 wird in vorauseilendem Gehorsam die 3./- außer Dienst gestellt, der Lichtmesszug aufgelöst und Radar- und Wetterzug an die 2./-, die die neue (alte!) Beobachtungsbatterie im Bataillon werden soll, abgegeben. Der zugehörige Organisationsbefehl trifft erst am 27.10.1992 ein und bestimmt, dass das Bataillon ab 01.01.1993 Beobachtungsartilleriebataillon 113 heißt und dann mit der Umgliederung beginnt. Unbeeindruckt davon geht die 4./- zu ihrer dritten Flugperiode nach Bergen, und die 1./- besteht wie üblich ihre Gefechtsbesichtigung in Munster, alles kurz vor Weihnachten 1992.

Also wird ein neues Blatt aufgeschlagen: Beobachtungsartilleriebataillon 113. siehe dort!


Quellen:
   Verwendete Quellen sind hier enthalten.

 

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