Standortverwaltung Delmenhorst

 

Gründung

Nach der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland umfasst die Bundeswehr zwei gleichrangige Elemente:
                                  die Streitkräfte und die Bundeswehrverwaltung

Die Trennung wurde im Grundgesetz Artikel 87b verankert, worin es heißt, dass die Bundeswehrverwaltung
in bundeseigener Verwaltung mit eigenem Verwaltungsunterbau geführt wird.
Zu ihren Aufgaben gehört das Personalwesen und die unmittelbare Deckung des Sachbedarfs der Streitkräfte.

Als Ortsbehörde hat die Standortverwaltung Delmenhorst, die durch Erlass des Bundesministers für Verteidigung vom 09.12.1957 mit Wirkung vom 15.12.1957 eingerichtet wird, daher den Auftrag, diese Aufgaben vor Ort in unmittelbarer Nähe der Truppe wahrzunehmen. Sie hatte ihren Sitz in der Caspari-Kaserne an der Wildeshauser Straße.

Die Arbeit wurde am 15.01.1958 zunächst für einige Tage im Gebäude 16 aufgenommen und danach im ehemaligen Regimentsstabsgebäude (Geb. 40) fortgesetzt.
Nach Freigabe des Dienstgebäudes der früheren Heeres-Standortverwaltung (Geb. 39) im Januar/Februar 1959 waren die Gebäude 38 und 39 jahrzehntelang Sitz der Dienststelle.

Nach dem Einzug der ersten Bundeswehreinheit am Standort Delmenhorst, mit dem die 2./Mittleres Instandsetzungsbataillon 510 am 03.10.1956 in die Kaserne Adelheide einrückte, lag die Betreuung dieser Einheit zunächst noch bei der Standortverwaltung Bremen.

 

Leitung

15.12.1957-30.09.1958 Regierungsamtmann Adolf Tegtmeyer

01.10.1958-30.11.1960 Regierungsamtmann Werner Schwantes

01.12.1960-14.08.1972 Regierungsoberamtsrat Karl-Heinz Bleck

15.08.1972-22.01.1973 Regierungsoberamtsrat Willi Martens

23.01.1973-30.06.1979 Regierungsoberamtsrat Hans Pagels

01.07.1979-28.02.1986 Regierungsoberamtsrat Willi Gillmann

01.03.1986-31.03.1992 Regierungsoberamtsrat Horst Brüning

01.04.1992-31.07.2002 Regierungsoberamtsrat Friedrich Niemeyer

Zuständigkeitsbereich

Der Zuständigkeitsbereich der StOV Delmenhorst erstreckte sich auf die Teile der Landkreise Diepholz (Bassum, Stuhr, Syke, Weyhe) und Oldenburg (Dötlingen, Ganderkesee, Harpstedt und Wildeshausen) sowie die kreisfreie Stadt Delmenhorst.

Gliederung

Behördenleiter: Leitung der Standortverwaltung und Dienstaufsicht

Sachgebiet I: Allgemeine Organisations- und Verwaltungsangelegenheiten

Sachgebiet II: Personal- und Gebührnisangelegenheiten

Sachgebiet III: Wirtschafts-, Betreuungs- und Beschaffungsangelegenheiten

Sachgebiet IV: Liegenschafts- und Unterkunftsangelegenheiten

Standortkasse: Abwicklung des baren und unbaren Zahlungsverkehrs; später

Hauptzahlstelle: Abwicklung des baren Zahlungsverkehrs

Aufgaben

Der Standortverwaltung oblag die verwaltungsmäßige und wirtschaftliche Betreuung aller Truppenteile und Dienststellen der Bundeswehr im Standortbereich. Darüber hinaus erbrachte sie Dienst- und Sachleistungen für hier stationierte NATO-Streitkräfte. Im Jahr 1987 versorgten etwa 300 Mitarbeiter (Beamte, Angestellte und Arbeiter) über 5000 Soldaten im Standortbereich. Für rund 700 Beschäftigte bei den militärischen und zivilen Dienststellen war die Standortverwaltung Arbeitgeber. Die Bedeutung als Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in Delmenhorst soll daher mit folgendem Überblick mit den Aufgaben der vier Sachgebiete dargestellt werden.

Das Sachgebiet I bearbeitete Organisations- und allgemeine Verwaltungsangelegenheiten. Es war zuständig für das Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen, für die Annahme und das Absenden der Dienstpost, die Verwaltung des Schriftgutes und das Mob- und Alarmwesen. Neben dem Einsatz der Dienstfahrzeuge wurde auch deren Wartung, Pflege und Instandhaltung gesteuert und überwacht. In den neunziger Jahren umfasste der Fahrzeugbestand 1 Lkw 2 to, 1 Lkw 3,5 to 1 Lkw 5 to, 1 Omnibus klein, 1 Omnibus groß, 2 VW-Bully, 1 Pkw Passat, 1 Pkw Golf. Die Kfz-Halle der StOV verfügte über einen Aufenthalts- und Sozialraum für Kraftfahrer, einen Geräteraum, einer Montagegrube sowie Toiletten. Für die Duchführung aller Versorgungs- und sonstigen Aufträge wurden in 40 Jahren (bis 1997) über 5,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Die ehem. Kraftfahrzeughalle (Gebäude 37) ist das einzige Gebäude, das aus der Gründerzeit der Caspari-Kaserne erhalten geblieben ist und von der "Villa Rosengarten" genutzt wird.

Dem Sachgebiet war der Arbeitsbereich Arbeitsvorbereitung eingegliedert. Er umfasste alle Maßnahmen der methodischen Arbeitsplanung und Arbeitssteuerung mit dem Ziel, aus Personal- und Materialeinsatz ein optimales Arbeitsergebnis zu erreichen.

Am 1.12.1958 bekam die Standortverwaltung Delmenhorst eine eigene Standortkasse. Aufgabe der Standortkasse war die Versorgung der Truppe mit Bargeld für die Zahlung des Wehrsoldes etc. und der bare Zahlungsverkehr für das eigene Personal sowie die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Im Rahmen der Rationalisierungsmaßnahmen wurde sie am 31.03.1973 aufgelöst und ihre Aufgaben wurden dann von der StOV Oldenburg wahrgenommen. Stattdessen wurde in Delmenhorst eine Hauptzahlstelle eingerichtet, die aufgrund der Truppenreduzierung zum 30.10.1995 aufgelöst wurde. 1982 konnte die Hauptzahlstelle einen Umsatz von zirka 29 Millionen Mark verzeichnen.

Das Sachgebiet II umfasste die Personalbearbeitung für die Angestellten und Arbeiter der militärischen und zivilen Beschäftigungs-Dienststellen im Standort. Wesentliche Aufgaben waren: Deckung des Bedarfs an Zivilpersonal, Berechnung von Nebengebührnissen wie Reisekosten, Trennungsgelder, Umzugskosten etc. Ein weiteres Aufgabengebiet war die Sozialberatung und Sozialarbeit. Dort tätige Mitarbeiter klärten auch Fragen zur Versorgung und Sozialversicherung der Soldaten, und sie berieten und betreuten in persönlichen, wirtschaftlichen und familiären Angelegenheiten. Wegen der Zentralisierung und Straffung der Wehrverwaltung wurde der Sozialdienst zum 30.09.1997 in Delmenhorst aufgelöst und von der StOV Oldenburg übergenommen. Im Rahmen der Personalverwaltung war das Sachgebiet für insgesamt 650 Angestellte und Arbeiter zuständig. Bei der StOV und den militärischen Dienststellen waren außerdem 55 Beamte tätig (Stand 1985).

Vom 01.10.1958 bis 30.09.1973 wurde von der Dienststelle die Ausbildung von Nachwuchskräften für den mittleren und gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst in der Bundeswehrverwaltung durchgeführt. Zum 01.07.1988 wurde der Auftrag zur Ausbildung des Nachwuchses erneut erteilt. Seit diesem Tage wurde neben der Ausbildung der Verwaltungsfachangestellten, der Anwärter für den mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst und von Feuerwehrmannanwärtern in der eigenen Standortverwaltung vom „Ausbildungsbeauftragten bei der Standortverwaltung Delmenhorst“ die Betreuung des Nachwuchses in den Standort-Bereichen Diepholz, Schwanewede und Cuxhaven sichergestellt.

Das Sachgebiet III war zuständig für Wirtschafts-, Betreuungs- und Beschaffungsangelegenheiten. Hierzu gehörten vor allem die Versorgung der Soldaten mit Bekleidung und Verpflegung. 1981 wurden in der Standortbekleidungskammer 6.200 Soldaten ein- und ausgekleidet. Hierfür standen u.a. Schneider und Schuhmacher zur Verfügung. Bis 1997 hatte die Standortverwaltung 103.067 Rekruten eingekleidet. Der 75.000. Soldat, Joachim Eisbrich, wurde im April 1984 eingekleidet, der 100.000. am 03.01.1996. Über 20 Jahre fanden die Einkleidungen in der StO- Bekleidungskammer Adelheide statt, ab 1982 in der StO-Bekleidungskammer im neugebauten Lagerhaus-Zentrum in der Caspari-Kaserne.

Zur Versorgung der Soldaten mit Verpflegung schloss das Sachgebiet III Lieferverträge mit zivilen Firmen ab. Die erste öffentliche Ausschreibung erfolgte am 24.05.1958. Über den Küchenbuchhalter wurden die Lebensmittel den vier im Standort Delmenhorst vorhandenen Truppenküchen bereitgestellt. Für den Einkauf dieser Lebensmittel wendete die Standortverwaltung jährlich rund 3,4 Millionen D-Mark auf (Stand 1985).

Das Sachgebiet III war auch zuständig für dezentrale Beschaffung von Versorgungsgütern aller Art (vom Nagel bis zum Grassamen, von Elektroartikeln und Baustoffen bis zum roten Ziegelmehl für Sportanlagen) und für den Abschluss von Verträgen im Bereich der Truppe und der eigenen Dienststelle, zum Beispiel über Instandsetzung von Rad-Kraftfahrzeugen, Wartung und Instandsetzung von Schreib- und Büromaschinen, Waschen und chemische Reinigung von Bekleidung und Unterkunftstextilien sowie Gebäude- und Glasreinigung.

Das Sachgebiet IV nahm die umfangreichen Aufgaben auf dem Gebiet des Unterkunfts-, Liegenschafts- und Bauwesens wahr. Die zu betreuenden 11 Liegenschaften im Bereich der Standortverwaltung waren auf ein Gebiet verteilt, das sich wie ein großes Dreieck von Wachendorf bei Syke bis Schönemoor und Dötlingen erstreckte. Die größte Entfernung zwischen den Liegenschaften betrug etwa 50 Kilometer. Die Gesamtfläche bestehend aus Gebäudenutzflächen, Gartenanlagen, Verkehrsfläche, landwirtschaftlicher Betriebsfläche und Forstbetriebsfläche umfasste rund 667 Hektar (Stand 1985).

Das nötige Fachpersonal der drei Bezirksverwaltungen und des Technischen Betriebsdienstes sorgte für einen einwandfreien Zustand der zu betreuenden Anlagen, wie zum Beispiel Bedienung, Wartung und Instandsetzung der zentralen Wärmeversorgungsanlagen und -leitungen, der Regenwasser- und Schmutzwasser-Hebewerke, Wasserdruckstationen, Kälte-, Klär-, Tank-, Aufzugs-, Kran-, Luftdruck-, Hoch- und Niederspannungsanlagen und eines etwa 60 Kilometer langen Schmutz- und Regenwasserkanalnetzes.

Die Landwirtschaftliche Gruppe im Sachgebiet IV pflegte mit ihrem umfangreichen Maschinen- und Fahrzeugpark Grünflächen, Wege, Sportanlagen, Übungsplätze und besorgte den Straßen- und Winterdienst. Dabei kamen Bemühungen um den Umweltschutz besondere Bedeutung zu. In den Städten Delmenhorst, Bremen und im Landkreis Verden war der Landwirtschaftliche Sachbearbeiter für die Regulierung von Übungsschäden zuständig.

Die Standortverwaltung übte das Besetzungsrecht über rund 800 Bundesmiet- und Darlehnswohnungen für Soldaten und Zivilbeschäftigte aus. Daneben versorgte die Wohnungsfürsorge Familien verbündeter Streitkräfte mit Wohnungen.

Jubiläen

Am 15. Dezember 1982 beging die Standortverwaltung Delmenhorst ihr 25-jähriges Jubiläum. Es wurden Ansprachen durch den damaligen Leiter der StOV Delmenhorst, ROAR Willi Gillmann, Oberbürgermeister Otto Jenzok und den Standortältesten OTL Rainer Gosoge gehalten.

Zum 40-jährigen Jubiläum gab es keinen offiziellen Festakt. In einer internen Feierstunde würdigten die Dienststellenangehörigen den 40sten Jahrestag mit einer Ansprache des Behördenleiters Friedrich Niemeyer. Die jeweiligen Texte können über die oben farblich gekennzeichneten Namen aufgerufen werden.

Sonstiges

Am 25.11.1981 wurde in der Caspari-Kaserne als größter Neubau für die Standortverwaltung nach zweijähriger Bauzeit das Lagerhaus-Zentrum (Bekleidung, Verpflegung, Verbrauchsmaterial) seiner Zweckbestimmung übergeben. 1992 wurde das Regenwasserrückhaltebecken und die Pumpwerke Annenriede und Delme in Betrieb genommen. 1995/96 wurde die Zentrale Versorgungsanlage (ZVA) Adelheide neu erbaut und das Gebäude 45 zum Werkstattgebäude umgebaut. 1996/97 fand der Umbau des Werkstattgebäudes 42 statt, wie auch die Herrichtung des Gebäudes 40 (ehem. Offiziersheim) als weiteres Dienstgebäude für die Standortverwaltung. Das 1. und 2. Stockwerk wurden größtenteils mit eigenen Handwerkern zu Büroräumen ausgebaut und mit den Sachgebieten II und IV Ende 1996 bezogen. Das Gebäude 39 wurde für die Sachgebiete I und III hergerichtet.

Auflösung

Nach Auflösung des FlaRakGeschwaders 35 (vormals FlaRakBtl 35) im Jahre 1992 und Verlegung der FlaRakGruppe 24 (vormals FlaRakBtl 24) im Jahre 1994 nach Oldenburg und der Zurückgabe der CASPARI-KASERNE in das Allgemeine Grundvermögen des Bundes am 23.01.1996 änderte sich die Situation für die Standortverwaltung. Bestrebungen, die Standortverwaltung zu den Heerestruppenteilen nach Adelheide zu verlegen, zerschlugen sich. Der Dienstbetrieb der StOV wurde bis zur Auflösung der Dienststelle am 31.12.2002 in den Gebäuden 38, 39 und 40 weitergeführt.

Ab Jahresbeginn 2003 gingen Aufgaben und Verantwortung an die Standortverwaltung Oldenburg über. Die Verwaltung des Standortes wurde ab diesem Zeitpunkt von Oldenburg aus geführt. Vor Ort blieben und arbeiteten noch Teile des Unterkunfts- und Liegenschaftswesens, wie die Bezirksverwaltung, die Betriebstechnische Gruppe und die Landwirtschaftliche Gruppe. Auch die Standortbekleidungskammer blieb vorerst in Delmenhorst.

Am 18.05.2011 wurden durch den Bundesverteidigungsminister die Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) und die Eckpunkte für die Neuausrichtung entschieden. Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden dann im Juni 2011 insgesamt 11 Einzelprojekte beauftragt, die im Bereich der Wehrverwaltung zur Schaffung der Bundeswehr-Dienstleistungszentren (BwDLZ) führten.

 

Quellen:

  • Festschrift zum 25jährigen Jubiläum der Standortverwaltung Delmenhorst – 1957 bis 1982 (Verfasser und Zusammenstellung: E. Brüggemann, F. Otten, H. Seidel)
  • Festschrift „30 Jahre Bundeswehr Standort Delmenhorst“, Verlag Siegfried Rieck Delmenhorst, 1985
  • Ansprache „40 Jahre Standortverwaltung Delmenhorst bis zum 15.12.1997“ von ROAR Friedrich Niemeyer
  • Chronik der Standortverwaltung Delmenhorst (Lagerort: Wehrbereichsverwaltung Nord)
  • Delmenhorster Kreisblatt Nr. 291 vom 15.12.1982, Beilage: 25 Jahre Standortverwaltung Delmenhorst
  • Delmenhorster Kurier

 

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